weißrussische Sprache

weißrussische Sprache
weißrussische Sprache,
 
bẹlarussische Sprache, bẹlorussische Sprache, slawische Sprache, gehört mit der russischen und ukrainischen Sprache zur ostslawischen Gruppe der slawischen Sprachen; gesprochen von etwa 10,4 Mio. Weißrussen in Weißrussland (dort Amtssprache), Russland, der Ukraine, Kasachstan, daneben von Sprachminderheiten u. a. in Polen, in den baltischen Republiken sowie in den USA und Kanada.
 
 
Die weißrussische Sprache wurde bis zur Oktoberrevolution 1917 vornehmlich in kyrillischer Schrift, daneben aber auch - v. a. auf polnischem und litauischem Gebiet (woran man dort zum Teil heute wieder anknüpft) - in lateinischer Schrift geschrieben. Mit der Oktoberrevolution und orthographischen Reformen wurde die russische Kyrilliza zur Norm. - Die Schrift ist weitgehend phonetisch. Einige russische Buchstaben fehlen in der weißrussischen Schrift. Sie werden entweder durch eigene Buchstabenkombinationen oder einen Apostroph ersetzt. Zusätzlich zur russischen Schrift gibt es, der für nichtsilbisches [u̯] nach Vokalen vor Konsonanten oder im Wortauslaut gebraucht wird.
 
 
und Phonologie sind geprägt durch das Akanje und Jakanje, d. h., in Vortonsilben und in fast allen unbetonten Silben findet sich für a, e, o immer [a]; o und ë kommen nur in betonten Silben vor, betontes e wechselt häufig mit unbetontem a, ja, was auch in der Schreibung zum Ausdruck kommt: pará, Plural pory »Zeit«, kon', Gen. kanjá »Pferd«, sljazá, Plural slëzy »Träne«; ferner durch das Dzekanje und Cekanje, d. h., palatalisiertes d und t ergeben weiche Affrikaten: dzeci »Kinder«, cëply »warm«. Die übrigen Konsonanten haben meist palatale Partner (p:p', b:b' usw.), jedoch sind z. B. š, ž, č und r immer hart. Viele Konsonanten verfügen über lange Varianten. Die Konsonantenverdoppelung entstand häufig aus der Verbindung von Konsonanten mit j und kommt auch in der Schreibung zum Ausdruck. Das g kommt nur in Fremdwörtern vor. Häufig treten prothetische Laute auf, so v- vor anlautendem o und u sowie i- und a- vor Konsonantenverbindungen: vus »Schnurrbart«, vosen' »Herbst«, irvac' »reißen«, aržany »Roggen-«. Es herrscht rückwirkende Konsonantenassimilation nach dem Stimmton vor, und auslautende stimmhafte Konsonanten werden stimmlos. l und w werden nach Vokalen im Wortauslaut und vor Konsonanten zu [u̯], geschrieben y̆, ebenso u nach Vokalen und vor Konsonanten.
 
 
und Syntax weisen große Übereinstimmungen mit der russischen Sprache auf, jedoch gibt es Vereinfachungen in der Deklination der Konsonantenstämme auf -en, z. B. semja, Dativ semju statt altem semeni »Samen«. Nach den Zahlen 2, 3 und 4 stehen die gezählten Substantive im Nominativ Plural, unterscheiden sich von diesem aber oft durch die Betonung. Nach Präpositionen steht vor der 3. Person des Personalpronomens kein eingefügtes n- (z jaho »von ihm«). Die kurzen Formen des Adjektivs sind selten. Es gibt ein intaktes Plusquamperfekt.
 
Die Dialekte werden in vier Gruppen eingeteilt. Außer den im äußersten Südwesten gesprochenen Dialekten des Polessje, die sich u. a. durch Okanje und harte Konsonanten vor e und i auszeichnen, gibt es eine nordöstliche und eine südwestliche Zone, die sich durch phonetische und morphologische Besonderheiten unterscheiden. Züge dieser beiden großen Gruppen vereinigt die Gruppe der mittelweißrussischen Dialekte mit dem Zentrum um Minsk. (weißrussische Literatur)
 
 
Wörterbücher:
 
I. I. Nosovič: Slovar' belorusskogo narečenija (Sankt Petersburg 1870, Nachdr. München, 2 Bde.);
 N. S. Mažejka u. A. Ja. Suprun: Častotny sloŭnik belaruskaj movy, 5 Bde. (Minsk 1976-92);
 
Tlumačal'ny sloŭnik belaruskaj movy, hg. v. K. K. Atrachovič, 6 Tle. (ebd. 1977-84);
 
Russko-belorusskij slovar', hg. v. K. K. Atrachovič,: 2 Bde. (ebd. 21982);
 
Belarusko-russkij slovar'hg. v. K. K. Atrachovič,: 2 Bde. (ebd. 21988-89);
 M. P. Loban u. M. R. Sudnik: Arfahrafičny sloŭnik (ebd. 61990).
 
A. I. Žuraŭski u. a.: Historyja belaruskaj literaturnaj movy, 2 Bde. (Minsk 1967-68);
 
Ėtymalahičny sloŭnik belaruskaj movy, hg. v. V. U. Martynaŭ, auf zahlr. Bde. ber. (ebd. 1978 ff.);
 
Histaryčny sloŭnik belaruskaj movy, hg. v. A. I. Žuraŭski, auf zahlr. Bde. ber. (ebd. 1982 ff.);
 L. M. Šakun: Historyja belaruskaj litaraturnaj movy (ebd. 1984);
 F. M. Jankoŭski: Histaryčnaja hramatyka belaruskaj movy (ebd. 31989).
 Dialekte:
 
Dyjalektalahičny atlas belaruskaj movy, bearb. v. R. I. Avanesau, 2 Bde. (Minsk 1963);
 J. F. Mackevič: Sloŭnik belaruskich havorak paŭnočna-zachodnjaj Belarusi i jae pahraničča (ebd. 1979-86);
 E. D. Blinava u. E. S. Mjacel'skaja: Belaruskaja dyjalektalohija (ebd. 21980).
 Allgemeines:
 
E. F. Karskij: Belorusy. Jazyk belorusskogo naroda, 3 Bde. (Moskau 21955-56);
 
Hramatyka belaruskaj movy, hg. v. K. K. Atrachovič u. a., 2 Bde. (Minsk 1962-66);
 
Belaruskae movaznaŭstva biblijahrafičny ŭkazal'nik, hg. v. L. M. Šakun, 2 Bde. (ebd. 1967-80);
 
Belaruskaja hramatyka, hg. v. M. V. Biryla u. a., 2 Tle. (ebd. 1985-86);
 H. Bieder: Die erste u. zweite Wiedergeburt der weißruss. Sprache u. Kultur, in: Georg Meyer zum 60. Geburtstag, hg. v. U. Bieber u. a. (1991).

Universal-Lexikon. 2012.

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